Freitag, 6. April 2007

Die Revanche

Die Revanche

Mehr als zehn Jahre ist es her, dass ein Boxer, den sie den Gentleman nannten, seinen Abschied vom aktiven Sport nahm. Henry Maske hatte schon vor seiner zehnten Titelverteidigung im Vereinigungskampf der Boxverbände WBA und WBO verkündet, dass es sein letzter Fight sein werde. Der Kampf ging in die Hose, Hill gewann und wurde „vereinigter“ Weltmeister. Maske trat tränenreich ab.

Fortan trat er öffentlich nur noch selten in Erscheinung und wenn, dann auch nur als Experte oder Lebe- und Geschäftsmann.

Doch im grauen Herbst des Jahres 2006 kam auf einmal das Gerücht auf, Maske wolle wieder boxen. Im Laufe der Zeit, inzwischen hatte auch Kollege Axel Schulz sein Comeback angekündigt, wurde klar: Maske will es noch einmal wissen. Und zwar gegen seinen damaligen Gegner Virgil Hill. Dieser hatte während Maskes zehnjähriger Pause kontinuierlich weitergeboxt und war kurz zuvor erneut Weltmeister geworden. Dieses Ereignis schien in Maske den dringenden Wunsch nach einer Revanche zu erwecken und zu erhärten.

Heute nun war der Tag der Tage. Die Revanche.

Maskes Comeback wird begleitet vom Bühnencomeback der Sängerin Sarah Connor, welche nach ihrer Babypause nun auch wieder ihr Publikum erfreut. Der Einmarsch des Gentleman war beeindruckend. Ruhig, konzentriert und absolut auf seine Aufgabe fokussiert erschien der ehemalige Weltmeister am Ring.

Showman „Quicksilver“ Hill kam, als Indianer verkleidet, deutlich lockerer und augenscheinlich sehr von sich überzeugt.

Der Kampf begann, eine ungeheure Anspannung macht sich auch beim Zuschauer breit. Das Publikum in München jubelt seinem deutschen Helden zu. Die Kämpfer beginnen sehr verhalten, taktisch, Maske wird später von einem „Kopfkampf“ sprechen. Abwartend, vorsichtig die Distanz austastend kommt der Gentleman langsam in den Kampf. Sind die ersten Runden noch leicht von Hills Aktivität geprägt, so gewinnt Maske doch im Laufe der Zeit immer mehr an Sicherheit und beginnt, den Kampf zu diktieren.

In Runde acht krachen die kämpfenden Stiere mit ihren Köpfen gehörig aneinander, blutend geht Quicksilver Hill zu Boden. Der Ringrichter entscheidet auf einen unabsichtlichen Kopfstoß, Punktabzug für Maske um den Punktabzug für das zu Boden Gehen des Gegners auszugleichen. Das Publikum tobt. Und ein wütender Hill versucht, seinen Gegner auszuknocken. Allerdings für seine Verhältnisse viel zu zaghaft.

Maske hat alles im Griff. Er kontrolliert von nun an das Geschehen, schlägt dosiert aber sicher. Diesen Kampf kann er nur noch verlieren, sollte er aus Versehen in einen wilden Schwinger seines Gegners laufen.

Das passiert nicht.

Nach zwölf spannenden, nicht immer actiongeladenen Runden großen Boxsports endet der Fight. Henry Maske ist über die volle Distanz gegangen und hat, nach zehnjähriger Abstinenz, einen Klassefight abgeliefert. Taktisch auf höchstem Niveau, klug, überlegt und niemals in Gefahr.

Er lässt sich feiern, erscheint der sichere Sieger. Und, anders als bei seinem letzten letzten Kampf bestätigen die Punktrichter genau dies.

Henry Maske hat gewonnen. Die Revanche ist perfekt!

Wie ein zwölfjähriger hüpft der Mittvierziger durch den Ring. Selten, wenn überhaupt, wurde er so ausgelassen und locker gesehen.

Hill, wie ein trotziges Kind, fordert noch im Ring einen erneuten Rückkampf, Maske empfiehlt gleich darauf, er möge sich in zehn Jahren noch einmal melden.

Ohne erkennbare Schrammen und Wunden steht der Gentleman nach dem Kampf vor jeder Kamera und lacht. Er hat seinen Frieden gemacht mit dem Sport.

Kann eine Karriere ein schöneres Ende finden?

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