Freitag, 4. Januar 2008

Ein geplatzter Traum

Ein geplatzter Traum
Was muss es für ein Gefühl sein, mit einem geländegängigen Fahrzeug in einer irren Geschwindigkeit durch die Wüste zu brettern?!
Seit 1979 kamen regelmäßig diverse Männer und zuletzt auch recht erfolgreich die Frauen, alle voran die Deutsche Jutta Kleinschmidt, in den Genuss, dieses Abenteuer zu erleben. Doch in diesem Jahr, dem Jahr der dreißigsten Auflage der Rally Dakar (den Namen Paris-Dakar hat sie auch schon verloren), sollte die Rally erstmal seit vielen Jahren ohne die deutsche Top-Fahrerin statt finden. Als sei dies aber ein schlechtes Omen, tauchten ende vergangenen Jahres erste Bedenken bezüglich der Sicherheit der Fahrer auf. Die Rennleitung beschwichtigte jedoch und organisierte 3000 Sicherheitskräfte, die einen geregelten Ablauf des Rennens garantieren sollten.
Jetzt jedoch ist der Traum geplatzt. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte wurde die Rally Dakar abgesagt. Einzelne Etappen wurden schon früher eliminiert, eine komplette Absage hat es aber noch nie gegeben. Die französische Regierung brachte die Veranstalter am Ende dazu, das Rennen ab zu blasen, nachdem kurz nach Weihnachten vier Franzosen, harmlose Touristen, in Mauretanien, wo acht der fünfzehn Etappen statt finden sollten, erschossen worden waren. Wahrscheinlich kamen die Täter aus dem Bereich der Al Kaida.
Der Tod ist schon immer ein Begleiter des härtesten Rennens der Welt gewesen, zahlreiche Fahrer mussten ihr Leben lassen, dass er nun aber auf diese Weise seine Finger nach den Fahrern und anderen Beteiligten ausstreckt, ist ein Schock für alle Freunde der Rally. Der Traum vom friedlichen Miteinander und Kräftemessen in der Wüste Afrikas ist geplatzt. Hoffentlich nicht für immer.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Meister vom Himmel

Meister vom Himmel

Ein altes Sprichwort besagt, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen sei. Aus allen Wolken jedoch ist schon der ein oder andere Meister gefallen. Ein Aufsteigermeister fiel seinerzeit aus den Wolken der Zweitklassigkeit und stieg gleich auf in den Olymp der Tabellenspitze in Liga eins. Der deutsche Meister des letzten Jahres kämpft an ganz anderen Fronten.

Was ist nur passiert mit dem VfB Stuttgart?

In der vergangenen Saison waren sie das Team, welches einen Fußball spielte, der mit der Schönheit einer Werder Bremen Zauberei mithalten konnte, und am Ende gar noch erfolgreicher war. Deutscher Meister VfB, wer hätte das zu prophezeien gewagt vor der vergangenen Saison?

Doch, was ist jetzt?

Nennenswerte Abgänge gab es nicht, das Trainerteam und der Manager wurden weder getauscht, noch geklont. Und dennoch läuft beim VfB zurzeit nichts zusammen. In der Liga hat der Verein schon so viele Niederlagen gesammelt, wie in der kompletten vergangenen Saison und auch in der Liga der Champions hagelt es immer nur Gegentore.

Was ist los in Stuttgart? War das letzte Jahr doch nur ein Missverständnis? Ist Armin Veh eine Einsaisonsfliege? Ist der kleine Herr doch kein Held?

Dass man nicht um die Tabellenspitze mit einem FC Hollywood mitspielen kann, ist noch verständlich, wenn man die Transferausgaben vergleicht. Doch die Milliardenausgaben der Münchener dürfen noch lange keine Entschuldigung sein für einen Absturz in unmittelbare Abstiegsgefahr.

Es muss was passieren beim VfB. Was, ist klar, Punkte müssen her. Wie, das weiß wohl allein der Fußballgott.

Donnerstag, 9. August 2007

Gespannte Drahtseile

Gespannte Drahtseile


Die Anzeichen mehren sich: der Beginn der neuen Saison ist nicht mehr weit. In diesem Jahr wurde sogar die erste Hauptrunde im DFB Pokal vor dem ersten Spieltag der Bundesliga ausgetragen.
Die Spannung steigt! Am kommenden Freitag startet die Saison endgültig in die neue Saison. Stuttgart gegen Schalke, ein Kracher zum Anfang. Und doch ist es ungewohnt, dass in diesem Jahr nicht die Bayern die Saison eröffnen. So manch einer befürchtet, dass sie sie deswegen umso grausamer beenden werden, evtl. sogar frühzeitig.
Die Anspannung jedoch steigt nun bei allen Mannschaften. Werden die Neueinkäufe einschlagen?
Ribéry und Klose haben in der Vorbereitung gezeigt, dass sie schon sehr weit sind, aber was wird dieser Luca Toni eigentlich zeigen?
Ein Herr Sanogo trifft seit seinem Wechsel auch wieder. Bremen mag es freuen, jedoch, der Stareinkauf aus Brasilien, Carlos Alberto, konnte bisher nicht unter Beweis stellen, weswegen man ihn verpflichtete. Was ist mit dem „ehemals“ neuen Superstar Diego? Kann er seine Leistungen bestätigen?
Der Hamburger Castelen machte in seinem ersten Testspiel ein Tor, beim Auftakt im Pokal musste er jedoch zunächst auf der Bank Platz nehmen.
Einer der Rückkehrer in die Bundesliga, ein langer Grieche mit Namen Charisteas, traf schon im Pokal doppelt, sein Kollege Vitteck jedoch sogar dreimal.
Der andere, „Toni“ Ailton, ist bisher bei seinem neuen Verein, dem MSV Duisburg, noch nicht ans spielen gekommen.
Wie sieht es beim deutschen Meister, dem Verein für Ballsport aus Stuttgart, aus? Bisher fiele er nur durch übermäßige Härte und drei rote Karten in den Pokalspielen auf. Was jedoch wird aus der Neuerwerbung und Ex-Dortmunder Everthon? Kann er sich durchsetzen? Was ist mit dem frisch gekürten Fußballer des Jahres, Mario Gomez? Noch ist er nicht fit, wird er in der kommenden Saison wieder so auftrumpfen können?
Wie wird die Saison in Vizekusen laufen? Aus dem Pokal ist man schon raus, kann sich voll und ganz auf die Meisterschaft konzentrieren. Schlägt Torschützenkönig Gekas ein wie in Bochum? Platzt bei Herrn Kiesling endlich der Knoten? Und wenn ja, was passiert dann eigentlich mit der Legende Barbarez? Zündstoff?
Was kann eigentlich ein Felix Magath bei einem Retortenclub bewirken? Wird Marcelinho sich auf Fußball konzentrieren, oder gar im langweiligen Wolfsburg eine Diskothek eröffnen? Können die Rumänen aus Cottbus ihre starke Saisonleistung von insgesamt über 20 Toren wiederholen?
Apropos Cottbus, was wird aus den Underdogs, den Aufsteigern zum Beispiel. Was macht die Torfabrik Karlsruhe ohne Federico? Und kann dieser sich in Dortmund behaupten?
Weitere spannende Fragen wären: Wann fliegt der erste Trainer und aus welchen scheinheiligen Grund erst so spät? Wann kommt Peter Neururer zurück? Will überhaupt jemand, mit Ausnahme der Bayern, Meister werden? Wann zeugt Franz Beckenbauer das nächste Kind (es wird langsam Zeit)? Bekommen die Bayern endgültig alle Millionen von T-Mobile, weil die vom Radsport die Schnauze voll haben?

Fragen über Fragen … man darf gespannt sein, muss abwarten.
Es wird Zeit, dass es endlich losgeht!!!


Und dann gibt es ja auch noch diese zweite Liga …

Montag, 30. Juli 2007

Schüsse aus der zweiten Reihe

Schüsse aus der zweiten Reihe

Amerika, das Land in dem sich jeder Waffenbesitzer heimisch fühlen kann. Für Fußballfans jedoch ist dieser Staat noch immer eine Art Diaspora. Auch wenn der große Becks inzwischen sein Feierabendbier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten schlürft, wahrscheinlich verdünnt mit einer zuckerfreien, koffeinhaltigen Brause welche von seiner Gattin beworben wird, so ganz große Begeisterung ist in den USA noch nicht anzutreffen. Ganz anders ist dies in einem Land, welches von einem nicht weiter genannten Staatsmann zur Achse des Bösen gezählt wird.

Im Irak, wie in vielen anderen Ländern der Region, ist der Fußball, nach langen Kriegsjahren, wieder auf dem Vormarsch. Und so verwundert es auch nicht, dass die dort ansässige Nationalmannschaft langsam an alte Erfolge anknüpft und sogar den Erfolg zu steigern vermag.

Beim kürzlich vergangenen Asia-Cup, der Europameisterschaft für Asiaten, kamen die Iraker gar ins Finale und brachten dort das „Wunder“ fertig und besiegten die Mannen aus Saudi-Arabien gleich bei ihrer ersten Finalteilnahme.

Man mag sich nun fragen, was an diesem Erfolg so außergewöhnlich und neu ist, schließlich hatte auch keiner mit Griechenland als Europameister gerechnet.

Nun ja, das wirklich dramatische an diesem Erfolg ist die Geschichte, die sich im Hintergrund, nämlich im Irak selbst abgespielt hat.

Schon während des Halbfinales wurden bis zu 50 Fußballfans bei verschiedenen Attentaten getötet, eine Tatsache, die bei den täglichen Anschlägen leider nicht weiter ins Gewicht fallen wird. Zum Finale jedoch gab es dann keine weiteren größeren Anschläge, traurig genug dies vermerken zu müssen.

Und trotzdem wurde das Land, welches schon seit so langer Zeit so arg gebeutelt wird, der große Spaß am Erfolg des eigenen Nationalteams geraubt. Und dies ob der Tatsache, dass bei den Jubelfeiern nach dem Gewinn des Asien-Titels mindestens 7 Menschen ihr Leben lassen mussten.

Traurigerweise wurden sie nicht einmal Opfer heimtückischer Angriffe. Sie feierten eines der schönsten Ereignisse des irakischen Volkes in letzter Zeit und wurden, wie der Amerikaner sagen würde, von „friendly fire“ niedergestreckt.

Aus Jubel über den Titel schossen viele Menschen mit ihren Waffen in die Luft und offensichtlich nicht nur dort hin. Freudenschüsse trafen, aus Versehen, unschuldige Menschen, feiernd. Die Opfer wurden getroffen im Moment größter Freude, unbeabsichtigt. Tragisch, und dennoch zeigt es den Enthusiasmus, mit dem dieses Volk sich feiern kann, mit dem es hinter seinem Team steht, sich für den Fußball begeistern kann. Gefühle pur, die eben auf gefährliche Weise ausgedrückt werden. Für den Europäer nicht zu verstehen, für den ein oder anderen Iraker gefährlich…

Es gibt so vieles, was wir nicht verstehen im Irak. Amerika wird es wohl nicht besser gehen…

Sebastian Derix für www.footage-magazin.de

Dienstag, 26. Juni 2007

Phantasielos

Phantasielos

Als im April, die Saison ging dramatisch ihrem Höhepunkt entgegen, erstmal kolportiert wurde, der zweimalige WM-Torschützenkönig Miroslav Klose werde in der nächsten Spielzeit für den Club aus der bayerischen Hauptstadt stürmen, dementierten die Bremer vehement. Der Trainer wollte den Spieler niemals abgeben, der Manager konnte sich so etwas nicht vorstellen. Ihm fehle schlichtweg die Phantasie für einen solchen Transfer, so Klaus Allofs. Klose selbst hielt sich zunächst noch bedeckt, wollte sich auf die laufende Meisterschaft konzentrieren.

Dann kam heraus, dass Klose sich heimlich mit den Münchener Managern getroffen hatte, eine Einigung über einen Wechsel, spätestens zur Saison 2008/09, erzielt wurde. Klose entschuldigte sich bei seinem aktuellen Verein und den Fans und sagte klipp und klar, er wolle seinen Vertrag an der Weser erfüllen.

Allein, es sollte anders kommen.

Irgendwann, kurz vor einem Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft, fiel Miro dann jedoch ein, er halte den Moment für richtig, zu erklären, er wolle definitiv im Sommer zum FC Bayern wechseln.

Das hatte gesessen.

Allofs bestand jedoch weiterhin darauf, dass man den Stürmer auf keinen Fall - innerhalb Deutschlands - schon vor Ablauf des Vertrags ziehen lassen werde.

Die Verhandlungen gingen weiter, Werder wollte Klose abgeben, sollte man im Gegenzug dessen Stürmerkollegen Podolski zum Champions-League Teilnehmer lotsen können. Kategorische Ablehnung sowohl von Spieler-, als auch von bayerischer Vereinsseite.

Zehn gebotene Millionen für den Bremer Stürmer waren im Gegenzug dem Verein von der Weser zu wenig.

Eiszeit, ruhende Gespräche … zumindest wurde dies den Fans weisgemacht.

Auf einmal kommt es dann doch noch zu dem längst überfälligen Wechsel, Allofs spricht von erfüllten Vorstellungen. Mir fehlt die Phantasie zu sagen, was eine absolute Ablehnung in plötzliche Zufriedenheit umzuwandeln vermag. Wahrscheinlich ist es das Geld, in Mengen, die meine Phantasie wohl auch nicht in der Lage ist zu fassen.

Nun, seien wir froh, dass dieses Theater ein Ende hat. Der Spieler hat seinen Willen bekommen, die Bayern, wie eigentlich immer, den Spieler, den sie wollten …

Die bleibende Frage im Augenblick: Wer hat genug Phantasie sich auszumalen, was sich ein frisch gewechselter junger Nachwuchsstürmer, Jan Schlaudraff, denken mag?

Ich phantasiere: „Scheiße, alles falsch gemacht…“ ?!

Sonntag, 24. Juni 2007

Derby Star

„Wir woll'n keine Zürcher Schweine!“

Fans des Grasshopper Club Zürich beim Derby gegen den FC Zürich.



Besonders interessant für Fans, Medien und Spieler sind diejenigen Spiele, die gegen einen sehr engen Nachbarn ausgetragen werden. Man spricht hierbei von einem Derby.

Doch was genau versteht man unter einem Derby? Der Duden schreibt dazu nichts was in unserem Fall weiterhelfen würde. Befragt man jedoch die allseits beliebte Internet Enzyklopädie „Wikipedia“, so findet man dort folgendes:

„Derby: Man spricht von einem Derby (häufig in Form von Lokalderby), wenn zwei stark rivalisierende Vereine einer Region im Mannschaftssport aufeinander treffen. Derbys haben für viele Fans eine hohe Bedeutung, da es hier beispielsweise um die Vorherrschaft in einem Bezirk oder einer Stadt geht. Das legendärste Beispiel in Deutschland ist das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04, die sich seit Jahrzehnten um den Rang der besten Fußballmannschaft des Ruhrgebietes streiten. Das Stadtderby in Buenos Aires zwischen den Boca Juniors und River Plate wird als El Superclásico, der Super-Klassiker, bezeichnet. Zusätzliche Aspekte können ideologische Unterschiede sein, beispielsweise im Old Firm, dem Fußball-Derby zwischen dem katholischen Celtic Glasgow und den protestantischen Glasgow Rangers.“

Da Deutschlands Revierderby schon allzu oft Thema für diverse Betrachtungen war, sei das Augenmerk auf Argentinien gerichtet.

Das größte Spiel im ganzen Land zwischen den beiden Hauptstadtclubs elektrisiert die Massen. Beide Clubs sind die erfolgreichsten ihres Landes. Sie kommen ursprünglich aus dem gleichen Ortsteil von Buenos Aires. Hier, in La Boca, wurde zunächst 1901 der „Club Atletico River Plate“ gegründet, wenige Jahre später, 1905, dann der „Club Atletico Boca Juniors“. Im Jahre 1907 soll ein Entscheidungsspiel um die Vereinsfarben stattgefunden haben, welches River Plate gewann und seitdem legitimer „Besitzer“ der Farben Rot und Weiß ist. Die Boca Juniors tragen seit der Zeit die Farben blau und gelb. Neben der üblichen Konkurrenz zweier Clubs, deren Stadien heute nur ca. 7 km voneinander entfernt liegen, liegt einer der Gründe in der Abwanderung von River Plate in den 1930er Jahren in das Reichenviertel Nuñez. Von da an war das Stadtderby auch eines der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten.

Die Boca Juniors wurden fortan das „Team des einfachen Volkes“, während River Plate „die Millionäre“ wurden. Hieraus resultiert natürlich auch der ganz besondere Reiz dieses Konkurrenzkampfes.

Für die Boca Fans sind ihre Gegner nur die „Gallinas“ (Hühner), weil sie glauben, diese hätten Angst vor allem und jedem. Im Gegenzug müssen sich die Bocas als „Puercos“, Schweine, beschimpfen lassen, da ihr Stadion in einem Armenviertel steht und angeblich immer etwas streng riecht …

Sportlich gesehen triumphierten bisher öfter die Boca Juniors.

Die Spiele der beiden Mannschaften sind ein wahres Fest an Farben, Fahnen, Gesang und Gebrüll. Fans dichten aktuelle argentinische Hits um, singen und brüllen um die Wette, Feuerwerkskörper in ungezähltem Ausmaß werden gezündet.

Dieses Spiel muss ein Erlebnis sein, dass es sonst nur äußerst selten gibt.

Die britische Zeitung „The Observer“ listete im Jahre 2004 „50 sporting things you must do before you die“.

Hierbei wurde dieses Derby an allererste Stelle gesetzt. Dies sagt wohl alles aus.

Dass es bei einem solchen Spiel vermehrt zu heftigen Auseinandersetzungen kam und kommt ist ebenso wenig verwunderlich, wie schön. So soll z.B. nach einem der Spiele ein Fan einen Mordauftrag für gegnerische Anhänger gegeben haben. Auch starben bei einem Spiel (1968) 73 Fans, 150 wurden verletzt, als ein Ausgang abgeschlossen war, durch den unaufhörlich Menschenmassen strömen wollten.

Neben diesem großen Derby sind River Plate und vor allem auch Boca die Erzfeinde des nahe gelegenen Clubs CA Independiente aus der Stadt Avellaneda, dem dritt-erfolgreichsten Club in Argentinien.

Diese Rivalität reicht soweit, dass vor nicht allzu langer Zeit, in der Hinrunde der abgelaufenen Bundesligasaison, die Konkurrenz gar wunderliche Blüten trieb. Beim Spiel der Gladbacher Borussia beim VfB Stuttgart, hielt die Stuttgarter Ultra Fangruppe des „Commando Cannstatt 97“, ein Spruchband hoch, auf dem folgendes geschrieben stand:

„In$ua traidor, el rojo no perdona“.

Die Übersetzung lautet in etwa so: „Insua, du Verräter – Die Roten vergeben nie.“. Eine Erklärung zu diesem - für den „Normalfan“ - unverständlichen Spruchband findet man auf der Homepage der VfB Ultras.

Hier steht geschrieben:

Es gab „… noch eine „nette“ Begrüßung für den Gladbacher Spieler Insua. Bis Herbst 2005 spielte Federico Insua bei Independiente in Argentinien und war bei dem nur „die Roten“ genannten Verein ein absolutes Idol. Er sagte in einem Interview, dass er in Argentinien NIEMALS für einen anderen Verein spielen würde als für CA Independiente. Zwei Tage später unterschrieb er beim Erzfeind Boca Juniors... Dies brachte die Fans der „Rojo“ gewaltig auf die Palme. Wer die fanatischen Fans in Argentinien kennt kann sich vorstellen, wie diese reagiert haben[...]
Im Sommer wurde der „Verräter“ nun an Gladbach verkauft. Übrigens gegen seinen Willen. Zwischen einigen Leuten des CC und der Barra Brava von Independiente bestehen freundschaftliche Kontakte und die Jungs aus Avellaneda hatten angefragt, ob wir ein Spruchband gegen Insua machen könnten, was wir natürlich gerne taten. Schließlich haben wir selbst genügend Erfahrung mit Söldnern gemacht[…]. Übersetzt heißt der Text des Spruchbands: „Insua, du Verräter – Die Roten vergeben nie“.“

Man sieht, die Rivalität macht nicht vor Grenzen halt. Ein Derby zeigt die Lebenseinstellung eines Fans. Man kann immer nur einen Verein lieben, muss den anderen zwangsläufig „hassen“.

Dass es dabei zu Gewalt kommt, sollte dennoch nicht sein.

Besieht man sich, was inzwischen alles als Derby gilt, so sei ein Blick in DIE Fußballbibel überhaupt geworfen. „Fußball unser“ schreibt zum Thema: „Derbys, die den Namen nicht verdienen“ z.B. dass das „Mittelmeer-Derby“ Olympique Marseille vs. OGC Nizza mit einer Entfernung von 156 km immer noch als ein solches gesehen wird. In Deutschland ist das „Bayern-Derby“ zwischen dem FC Bayern München und dem 1. FC Nürnberg mit 189 km Entfernung vertreten. Selbst für russische Verhältnisse ist beim Derby zwischen Baltika Kaliningrad und Zenit St. Petersburg der Gegner mit 964 km nicht gerade „um die Ecke“ zu finden. Dem sprichwörtlichen Fass der Derbyentfernungen schlägt jedoch das australische Derby zwischen Perth Glory und Adelaide City Force den Boden aus.

Die Entfernung hier liegt bei schlappen 2735 km.

Was ist das alles im Vergleich zu den 7 km die die Stadien der beiden argentinischen Protagonisten auseinander liegen? Nichts. Und dennoch ist auch hier mit Sicherheit der Derby-Charakter gegeben. Nachbarn, Gegner, Rivalen. Derbys sind Feste des Fußballs, Feste der Fans und immer etwas ganz besonderes. Droht auch das Phrasenschwein, so muss man doch feststellen, dass ein Derby immer etwas ganz besonderes ist. Dieses Spiel DARF keiner verlieren.

Sonntag, 10. Juni 2007

Die Hand Gottes

Die Hand Gottes

An einem schönen Sommertag, genauer gesagt war es der 22. Juni des Jahres 1986, fand in Mexiko das Viertelfinale der Weltmeisterschaft zwischen England und Argentinien statt. Es sollte das Spiel eines gewissen Diego Armando Maradona werden. Einer göttlichen Eingebung folgend, bugsierte dieser damals den Ball mit der Hand über Englands Torwart Peter Shilton hinweg in die Maschen. Der Treffer wurde gegeben, doch es sollte nicht die letzte Spiel entscheidende Szene des kleinen Superstars sein. Im gleichen Match war es dann ebenfalls der geniale Diego, der ein Solo über mehr als den halben Fußballplatz startete und letztendlich mit dem Torerfolg abschloss. Ein wunderschönes, ein offizielles Jahrhunderttor.

Wie die Karriere des Argentiniers weiterging ist den meisten von uns sicher in Erinnerung, seine Höhenflüge und noch schlimmeren Abstürze sind legendär. Dennoch ist er immer der Star in Argentinien geblieben, ein Gott fast, sie nennen ihn D10S, dessen spanische Entsprechung.

Zum Zeitpunkt dieses Viertelfinales dauerte es aber noch geschlagene 367 Tage, bis sein legitimer Nachfolger überhaupt das Licht Gottes schöner Welt erblicken sollte. Lionel Messi wurde genau am 24. Juni 1987 geboren und gilt inzwischen als größtes argentinisches Talent seit Maradona. Schon im zarten Alter von 17 Jahren debütierte er in der ersten Elf von Diegos ehemaligem Team FC Barcelona. Inzwischen ist er fast 20 und spielt die Primera Division teilweise alleine schwindelig.

Um seinem Vorgänger und Vorbild nachzueifern dribbelt er was das Zeug hält, umspielt sie, dass ihnen Hören und Sehen vergeht.

Vor kurzem, genauer am 17. April diesen Jahres startete er dann den endgültigen Beweis, dass er, und nur er, fortan als „kleiner Gott“ Argentiniens zu gelten hat. Im Pokalspiel gegen Bernd Schusters FC Getafe startete er ein Dribbling, welches Diego nicht besser hätte machen können und schloss es dann ebenfalls mit einem großartigen Tor ab. Barcelona gewann, genau wie damals Argentinien, und kam eine Runde weiter.

Doch, es fehlte noch etwas im Leben des kleinen Lionel. Das Kopfballtor mit der Hand, welches Gott seinem Vorgänger geschenkt hatte, war noch nicht gefallen. Doch, auch hier wollte sich Barcelonas jüngster Torschütze nicht lumpen lassen. Am 37. Spieltag der laufenden Saison der Primera Division, mitten im Entscheidungskampf um die spanische Meisterschaft, kam es zur Begegnung zwischen dem Meisterschaftskandidaten FC und dem Lokalrivalen Espanyol Barcelona. Am vorletzten Spieltag der Saison nun wurde es Zeit für den kleinen Argentinier, sich endgültig dem Idol anzugleichen. Und so geschah es, dass Espanyol in Führung ging. Messi, ganz in Maradonas Nachfolge verwurzelt, lauerte im Zentrum des Strafraums. Als die Flanke heranrauscht springt er, er köpft, der Ball zappelt im Netz, der Schiri pfeift, das Tor zählt. Die Kameras beweisen es: er hat es geschafft! Mit der Hand boxte er den Ball zum zwischenzeitlichen Ausgleich im Stadtderby. Dringend nötig um die Meisterschaft offen zu halten und, natürlich, dringend nötig, um es Diego gleich zu tun. Und noch eine Parallele gab es, er schoss auch das zwei zu eins. Doch anders als damals in Mexiko, reichte diesmal die knappe Führung nicht aus. Kurz vor Ende des Spiels fiel der Ausgleich und das Championat Spaniens wird nun am letzten Spieltag entschieden.

Sportlich ist also der knapp zwanzigjährige Messi auf dem besten Weg ein Messias für Argentinien zu werden. Mit allen Wassern gewaschen, mit Technik gesegnet.

Er steht auf der sonnigen Seite des Lebens, hoffen wir, dass kein Schnee kommt…



Sebastian Derix für www.footage-magazin.de