Freitag, 11. Mai 2007

Fight Club

Fight Club

Wir schreiben den 6. Mai 2007. Ein wunderbarer Tag zum Fußball spielen ist dieser Sonntag, an dem die letzten beiden Spiele des 32. Spieltages der diesjährigen Saison stattfinden. Die Hertha aus Berlin spielt im heimischen Olympiastadion um die wahrscheinlich allerletzte Chance auf das internationale Geschäft, der Gast, Werder Bremen, will weiterhin im Meisterschaftskampf zugegen bleiben.

Schnell steht es 1:0 für die Bremer. Berlin scheint in argen Nöten zu sein.

Dann kommt die 36. Spielminute. Eine Minute, in der sich der Bremer Verteidiger Christian Schulz die Gesichtsmaske des Berliner Torwartes Fiedler gewünscht haben dürfte. Nichts ahnend geht er in einen Zweikampf, mitten in der Berliner Spielhälfte. Doch genau dort kommt er angerauscht. Das rechte Bein hoch in der Berliner Luft, trifft Herthas Innenverteidiger Josip Simunic den Bremer mitten im Gesicht. Eine klaffende Platzwunde, nahe des Auges, ist die Folge. Schulz muss ausgewechselt und ins Krankenhaus gebracht werden. Zum Glück ist, außer ein paar, inzwischen genähten, Risswunden am Kopf des Bremers, nicht viel passiert.

Und doch muss man sich fragen: Was reitet einen erfahrenen Spieler wie Simunic, so in einen Zweikampf zu gehen?

Er behauptet, den Gegner nicht gesehen zu haben.

Umso fragwürdiger ist es, ob ein solcher Einsatz nötig ist.

Nun, man könnte sagen, dass es sich um einen Vorfall handelt, der schon mal passieren kann, der bedauerlich ist, in einer körperbetonten Sportart wie Fußball aber immer mal wieder vorkommt.

Doch, gerade im Falle Simunic, muss man dies fast zwangsläufig zumindest hinterfragen.

Ein Spieler, der einst als bester Verteidiger der Liga geadelt wurde, hat es, durch seinen dritten Platzverweis in den letzten fünf Heimspielen der Hertha, inzwischen auf Platz 13 der „ewigen Bestenliste“ der Spieler mit den meisten roten Karten gebracht und ist mit seinen inzwischen fünf, dem Führenden der Rangliste der Bundesliga, einem gewissen Jens Nowotny mit 8 roten Karten zwischen 1995 und 2004, mächtig auf den Fersen.

Verliert Simunic die Nerven? War es einfach zu heiß auf dem Platz?

Freilich ist die Berliner Hertha eine der schwächsten Mannschaften der Rückrunde, erst vor kurzem wurde der Trainer ausgetauscht. Die Situation ist wirklich zum „Haare raufen“.

Doch, kann man nicht von einem vielfachen Nationalspieler und WM-Teilnehmer (man bedenke die dreifache gelbe Karte in Stuttgart, Graham Poll sei´s gedankt), erwarten, dass er sich einigermaßen im Zaum hält? Muss nicht ein Spieler, der inzwischen bemerkt haben dürfte, was erlaubt und was es eben nicht ist, sich in soweit zurück nehmen, dass es ihm nicht passiert, mit seinem Fuß in das Gesicht des Gegners zu gelangen?

Ich will einen Menschen, der sich selbst als „stets korrekt, herzlich und nett bezeichnet“ nicht an den Pranger stellen, schließlich hat er sich inzwischen bei seinem Gegenspieler entschuldigt.

Dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob Simunic sich eigentlich Gedanken über seine Platzverweise macht. Die Hertha wird es wohl tun. Immerhin fehlt der Verteidiger nun für den Rest der Saison und noch darüber hinaus. Es wird nicht im Abstiegskampf enden, doch hat „Joe“ mit diesem erneuten Platzverweis seinen Mannschaftskollegen einen Bärendienst erwiesen. Das internationale Geschäft kann man in Berlin, zumindest für diese Saison, wohl dennoch zu den Akten legen.

Bleibt zu hoffen, dass irgend jemand den Klimawandel stoppt und dass es Ende August dieses Jahres, wenn es daran geht, den dritten Spieltag der kommenden Saison in Angriff zu nehmen, nicht ganz so heiß ist, zumindest in Josip Simunics Kopf …




Sebastian Derix für www.footage-magazin.de

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