Sonntag, 10. Juni 2007

Die Hand Gottes

Die Hand Gottes

An einem schönen Sommertag, genauer gesagt war es der 22. Juni des Jahres 1986, fand in Mexiko das Viertelfinale der Weltmeisterschaft zwischen England und Argentinien statt. Es sollte das Spiel eines gewissen Diego Armando Maradona werden. Einer göttlichen Eingebung folgend, bugsierte dieser damals den Ball mit der Hand über Englands Torwart Peter Shilton hinweg in die Maschen. Der Treffer wurde gegeben, doch es sollte nicht die letzte Spiel entscheidende Szene des kleinen Superstars sein. Im gleichen Match war es dann ebenfalls der geniale Diego, der ein Solo über mehr als den halben Fußballplatz startete und letztendlich mit dem Torerfolg abschloss. Ein wunderschönes, ein offizielles Jahrhunderttor.

Wie die Karriere des Argentiniers weiterging ist den meisten von uns sicher in Erinnerung, seine Höhenflüge und noch schlimmeren Abstürze sind legendär. Dennoch ist er immer der Star in Argentinien geblieben, ein Gott fast, sie nennen ihn D10S, dessen spanische Entsprechung.

Zum Zeitpunkt dieses Viertelfinales dauerte es aber noch geschlagene 367 Tage, bis sein legitimer Nachfolger überhaupt das Licht Gottes schöner Welt erblicken sollte. Lionel Messi wurde genau am 24. Juni 1987 geboren und gilt inzwischen als größtes argentinisches Talent seit Maradona. Schon im zarten Alter von 17 Jahren debütierte er in der ersten Elf von Diegos ehemaligem Team FC Barcelona. Inzwischen ist er fast 20 und spielt die Primera Division teilweise alleine schwindelig.

Um seinem Vorgänger und Vorbild nachzueifern dribbelt er was das Zeug hält, umspielt sie, dass ihnen Hören und Sehen vergeht.

Vor kurzem, genauer am 17. April diesen Jahres startete er dann den endgültigen Beweis, dass er, und nur er, fortan als „kleiner Gott“ Argentiniens zu gelten hat. Im Pokalspiel gegen Bernd Schusters FC Getafe startete er ein Dribbling, welches Diego nicht besser hätte machen können und schloss es dann ebenfalls mit einem großartigen Tor ab. Barcelona gewann, genau wie damals Argentinien, und kam eine Runde weiter.

Doch, es fehlte noch etwas im Leben des kleinen Lionel. Das Kopfballtor mit der Hand, welches Gott seinem Vorgänger geschenkt hatte, war noch nicht gefallen. Doch, auch hier wollte sich Barcelonas jüngster Torschütze nicht lumpen lassen. Am 37. Spieltag der laufenden Saison der Primera Division, mitten im Entscheidungskampf um die spanische Meisterschaft, kam es zur Begegnung zwischen dem Meisterschaftskandidaten FC und dem Lokalrivalen Espanyol Barcelona. Am vorletzten Spieltag der Saison nun wurde es Zeit für den kleinen Argentinier, sich endgültig dem Idol anzugleichen. Und so geschah es, dass Espanyol in Führung ging. Messi, ganz in Maradonas Nachfolge verwurzelt, lauerte im Zentrum des Strafraums. Als die Flanke heranrauscht springt er, er köpft, der Ball zappelt im Netz, der Schiri pfeift, das Tor zählt. Die Kameras beweisen es: er hat es geschafft! Mit der Hand boxte er den Ball zum zwischenzeitlichen Ausgleich im Stadtderby. Dringend nötig um die Meisterschaft offen zu halten und, natürlich, dringend nötig, um es Diego gleich zu tun. Und noch eine Parallele gab es, er schoss auch das zwei zu eins. Doch anders als damals in Mexiko, reichte diesmal die knappe Führung nicht aus. Kurz vor Ende des Spiels fiel der Ausgleich und das Championat Spaniens wird nun am letzten Spieltag entschieden.

Sportlich ist also der knapp zwanzigjährige Messi auf dem besten Weg ein Messias für Argentinien zu werden. Mit allen Wassern gewaschen, mit Technik gesegnet.

Er steht auf der sonnigen Seite des Lebens, hoffen wir, dass kein Schnee kommt…



Sebastian Derix für www.footage-magazin.de

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